Für die einen zählen fünf Stunden Flugzeit in beengten Sitzpositionen bereits zu den qualvollen Nebenerscheinungen in den lang ersehnten Traumurlaub. Anderen kann es nicht Zeitersparnis genug sein, wenn sie sich einen Zwischenstopp ersparen. Schließlich bedeutet das im Geschäftsleben schnell einmal einen unproduktiven Zeitraum von mehreren Stunden. Wen wundert es also, dass richtig lange Flüge in erster Linie von Geschäftsreisenden genutzt werden und von welchen Strecken sprechen wir hier überhaupt, wenn wir Ihnen die Top Ten der längsten Flüge vorstellen? Eines können wir Ihnen verraten: Der Flug von Stockholm im Norden Europas auf die Südseeinsel Mauritius ist mit etwas mehr als elf Stunden und knapp 10000 Flugkilometern im Vergleich zu unseren Top Ten beinahe eine Mittelstrecke. Es geht noch länger!
Melbourne – Los Angeles
Länge: 12.750 km
Qantas bedient die Strecke von 12750 Kilometer zwischen dem Südzipfel Australiens und der Glitzermetropole an der Westküste der USA. Geflogen wird seit 2008 je nach Saison mehrmals die Woche quer über den Pazifik mit einem Airbus A380 und das in 14 Stunden und 20 Minuten. Das bedeutet zugleich, dass dieser Linienflug einer der ersten war, auf dem dieser Flugzeugtyp eingesetzt wurde und Qantas die dritte Fluggesellschaft war, der dieses Großraumflugzeug in ihrer Flotte aufnahm. An Kosten sind für dieses Langstreckenerlebnis umgerechnet 1000,- Euro in der Economy zu bezahlen. Eine Premium Economy wird für diesen Flug nicht angeboten und die Businessclass schlägt mit ca. 4200,- Euro zu Buche. Die australische Airline besticht mit einem guten Preis-Leistungsverhältnis, was jedoch in keinster Weise zu Lasten von Service oder Sitzkomfort geht. An Beinfreiheit stehen in der Touristenklasse 79 Zentimeter zur Verfügung, was zwar nicht den komfortabelsten Höhenflug auslöst, aber dennoch ganz passabel ist.
Newark – Hongkong
Länge: 12.950 km
Platz neun geht an den Flug der Cathay Pacific zwischen Newark und Hongkong. Zurückgelegt wird in luftigen Höhen eine Strecke von 12950 Kilometern und das mit einer Boeing 777. Planmäßig dauert die Reise über den Pazifik 15 Stunden und 50 Minuten. Ein Flugzeug diesen Typs könnte theoretisch bis zu 550 Personen befördern, jedoch verzichten viele Airlines bei solcherart langen Strecken auf etwa die Hälfte des Geschäfts. Konkret bedeutet das für diesen Flug der Cathay Pacific, dass 236 Plätze in der Economy vorhanden sind und 50 in der Business First Class, einer etwas besseren Businessclass. Auf die First Class verzichtet die Fluglinie auf dieser Strecke zwischen amerikanischer Ostküste und dem Zentrum Asiens. Trotz der halbierten Sitzplatzanzahl kann dieser Flug bereits um 750 € erstanden werden. Beliebt ist diese Strecke vor allem für Weiterflüge auf die Philippinen sowie der guten Inlandsverbindungen innerhalb Chinas. 20 Inlandsziele werden angeboten und so auch die entlegensten Städte im bevölkerungsreichsten Land der Welt erreicht. Ein taktisch kluger Schachzug, wenn man die aufstrebende Wirtschaft im Zielland bedenkt. Cathay wurde nach dem Zweiten Weltkrieg als Airline in Hongkong gegründet und gehört nun einer chinesischen Investorengruppe, besitzt eine Flotte von 139 Flugzeugen mit einem Durchschnittsalter von neun Jahren und zählt zu den wenigen Fünfstern Fluggesellschaften. Wenn schon lange sitzen, dann wenigstens luxuriös.
New York – Hongkong
Länge: 12.961 km
Ebenfalls von Cathay Airlines bedient wird die Strecke zwischen New York JFK und Hongkong. Ursprünglich steuerte die Fluglinie nur den Flughafen Newark Liberty außerhalb der Stadtgrenzen an, nahm aber wegen der guten Auslastung später auch den Flughafen des Big Apples in ihr Streckennetz auf. Der längenmäßige Unterschied zwischen den beiden Abflughäfen beträgt lediglich elf Kilometer, aber die machen in der Flugzeit doch einen beachtenswerten Unterschied von 15 Minuten aus, auf die es aber nicht mehr ankommen dürfte. Bedeutet: 12961 Kilometer in 16 Stunden und fünf Minuten. Unterhaltung in dieser Zeit bietet ein vergleichsweise kleiner Bildschirm mit neun Zoll an der Rückseite des Vordersitzes. Wer sich angesichts dessen um seine Augen sorgt, kann die Premium Economy wählen. Hier steht ein 10,6 Zoll großer Bildschirm zur Verfügung. Die Aufzahlung nehmen die Flugpassagiere jedoch eher für 20 Zentimeter mehr an Beinfreiheit in Kauf. Weitere Pluspunkte sind die bevorzugten Check Ins, separate Einstiegsmöglichkeiten sowie erhöhte Freigepäckgrenzen von 25kg. Wer Economy fliegt, darf hingegen lediglich 20kg mitnehmen und wir nehmen an, dass shoppingfreudige Ladies auf eine Aufzahlung bestehen.
Dubai – San Francisco
Länge: 13.012 km
Emirates leistete mit diesem Flug Pionierarbeit auf Langstrecken. Geflogen werden 13012 Kilometer mit einem Airbus 380 als „grüner Flug“ über den Nordpol und der dauert 15 Stunden und 15 Minuten. Diesem Vorhaben gingen intensive Verhandlungen mit Russland voraus, um die Überflugrechte zu erlangen. Dafür reduziert sich der Kerosinverbrauch um acht Tonnen und die CO2 Emissionen gehen um 13 Tonnen zurück. Vor dem Start in Dubai gibt es zu diesem Zweck für den Airbus eine Spezialwäsche, um den Luftwiderstand zu verringern und bei der Freigabe achtet der Tower darauf, dass der Steigflug schneller möglich ist. Gleiches gilt bei der Landung, die nicht nur direkt, sondern teilweise im Gleitflug erfolgt und auf den letzten Metern kommt nur mehr eine Turbine zum Einsatz. Der Preis für das ökologische Gewissen beträgt ca. 1300,- Euro in der Holzklasse, die bei Emirates trotzdem sehr komfortabel ist und sogar alkoholische Getränke beinhaltet. Wer sich den ganzen Luxus der lange als die beste Fluggesellschaft geltenden Airline leisten will, berappt dafür etwa 6000,- Euro und bekommt zusätzlich Champagner und iranischen Kaviar serviert. Was bei arabischen Airlines verwundert, ist die Tatsache, dass die Spirituosenauswahl bei Emirates länger ist als die Speisekarte – auch wenn bei Flugreisen eher davon abgeraten wird.
Dubai – Houston
Länge: 13.116 km
Im Sommerflugplan hebt Emirates sechs Mal wöchentlich vom Heimatflughafen in Richtung Houston ab, der viertgrößten Stadt der USA. Der Flug zwischen dem Land des Öls und der Stadt der Industrie für Zubehör in der Ölförderung ist um einiges günstiger als der Flug an die Westküste. Für 13116 Kilometer in 16 Stunden und 20 Minuten bucht die Kreditkartenfirma rund 1150,- Euro ab. Wegen der wirtschaftlichen Grundlage dieser Destination ist es aber naheliegend, dass bevorzugt die Businessclass frequentiert wird und diese auch gut ausgelastet ist. Wer müde ist, funktioniert seinen Sitz per Knopfdruck in ein komplett waagrechtes Bett mit zwei Metern Länge um. So lässt es sich bequem ruhen. Und weil Geschäftskunden auf Reisen vergleichsweise wenig Wert auf ihre Ernährung legen, steuert Emirates diesem Umstand auch gleich entgegen: Ab der Businessclass (ca. 3000,-)serviert die Crew auf Wunsch gesunde Küche ohne Transfettsäuren, Salz und Zucker. Mehr geschmackliche Erlebnisse sind aber mit der traditionellen Bordküche garantiert, die häufig aus Hühnchen und Lamm besteht und nach himmlisch schmeckenden, arabischen Rezepten zubereitet wird. Inklusive ist in der Businessclass auch Champagner und Gäste der First Class können ohnehin essen, wann immer es ihnen beliebt.
Jeddah – Los Angeles
Länge: 13389 km
Die königliche Saudi Arabien Airline hebt einmal wöchentlich bzw. in den Sommermonaten zweimal wöchentlich von der Hafenstadt Jeddah in Richtung Kalifornien ab. Rund 900,- Euro beträgt der Preis dafür, wobei reisende Saudis eher in den gehobenen Klassen logieren. Dabei ist die Beinfreiheit in der Boeing 777 mit 86 Zentimetern moderat und zur kulinarischen Alternative werden jeweils ein Gericht aus dem Heimat- und eines aus dem Zielland sowie eine vegetarische Alternative angeboten, Kaffee und heiße Schokolade inklusive. Jedoch ist die Saudi Arabien Airline nicht gerade westlich eingestellt und das hat Einbußen im Service zur Folge. Auf Alkohol muss ohnehin verzichtet werden und wer Medikamente mit an Bord nimmt, muss ein Formular ausfüllen und vom Arzt attestieren lassen. Zum Service gehören dafür unzählige Tipps, wie sich Langstreckenflüge wohler verbringen lassen und wenn der Gebetsbereich frei ist, können dort auch Gymnastikübungen gemacht werden. Wer das alles in Kauf nimmt und einen abgetrennten Fitnessbereich schätzt, fliegt vergleichsweise günstig für diese lange Strecke.
Dubai – Los Angeles
Länge: 13.420 km
Als Emirates, die mehrfach als beste Fluglinie ausgezeichnet wurde, diesen Flug startete, hielt sie den Rekord mit der längsten Strecke eines Airbus 380. Während der 16 Stunden und 15 Minuten stehen den Fluggästen 1800 Kanäle im Unterhaltungsprogramm zur Verfügung – wohl damit es von der Unbequemlichkeit ablenkt. Emirates bittet nämlich gleich 489 Passagiere Platz zu nehmen und das geht zulasten der Beinfreiheit. Allerdings lastet die Airline den Flug angeblich nicht aus und verzichtet auf den Verkauf einiger Touristenplätze. Für rund 1300,- Euro in der Holzklasse darf der Gast anschließend meistens zwischen gegrilltem Huhn oder Lammragout wählen. Emirates ist die einzige Fluglinie, bei der man weiß, was auf den Tisch kommt. Die Speisenauswahl jedes Fluges lässt sich mehrere Tage voraus im System abrufen, damit jeder Gast rechtzeitig umdisponieren kann. Diese Kleinigkeiten machen die Airline der Emirate scheinbar so beliebt. In der Businessclass werden 3500,- mehr fällig, dafür offerieren die charmanten Stewardessen in beigen Kostümen zusätzlich auf Wunsch Dreierlei vom Lachs und eine Reihe von Whiskeysorten – natürlich inklusive. Rätsel gibt auf diesem Flug jedoch der Preis der First Class auf, denn selbst bei derzeitig enormer Stärke des Schweizer Franken (zum Dessert wird eine Auswahl an feinstem Schweizer Käse serviert) erscheinen über 11000,- Euro im Vergleich doch recht hoch. Ach ja, Kaviar und Champagner sind ebenfalls inklusive. Mit diesem Umstand macht Emirates einen unüblichen Ausreißer nach oben was die Preisgestaltung betrifft und die beinahe idente Strecke mit der Fluggesellschaft aus dem Nachbarland, die Platz drei belegt, kostet nur die Hälfte.
Abu Dhabi – Los Angeles
Länge: 13502 km
Die relativ junge Etihad Airways, die staatliche Fluglinie von Abu Dhabi, verdrängte die Emirates im Juni 2014 vom dritten Platz der längsten Non-Stop Flüge. Aber nicht nur hier kratzt diese Fluggesellschaft zur Konkurrenz aus Dubai. Purer Luxus erwartet die Fluggäste in diesen 16 Stunden und 25 Minuten zwischen Nahem Osten und amerikanischer Westküste. Mit lediglich 236 anderen Fluggästen müssen Sie sich den Airbus 380 teilen, denn Abu Dhabi ist das reichste Emirat und kann sich solche Spielereien locker leisten. Vermögenden Scheichs stehen acht Diamond First Class Suiten mit allen erdenklichen Annehmlichkeiten, eine Dusche und natürlich ein eigener Koch zur Verfügung. Wer schlafen will, sperrt einfach die Tür zu – so einfach ist das in diesem Fall und kostet relativ bescheidene 5700,- Euro. Für nicht ganz so viel übriges Kleingeld gibt’s die Businessclass, die bei Etihad über Komfort verfügt, die bei anderen Fluglinien in der Firstclass zu finden sind. Aber auch die Billigstklasse hat hier genügend zu bieten: Auf elf Zoll Bildschirmen können sogar Nachrichten live gesehen werden und Internetverbindungen sind ebenfalls möglich und Telefonate mit dem eigenen Handy sind Standard, damit „man jederzeit Kontakt mit der Familie halten kann.“ Absolut Top ist allerdings die Flight Nanny, die sich um quengelnde Kinder kümmert und bewaffnet mit Malbüchern und einer Spielzeugbox dafür sorgt, dass andere Gäste ihren Flug in Ruhe genießen können.
Johannesburg – Atlanta
Länge: 13.582 km
Delta Airways bedient diese Strecke zwischen Südafrika und Nordamerika, die in 16 Stunden und 55 Minuten absolviert wird. Delta, mit Sitz in Atlanta, ist die größte Fluggesellschaft der Welt und das nicht nur hinsichtlich der Anzahl der Flugzeuge. Mit 111,2 Millionen Fluggästen chauffiert sie auch am meisten Menschen durch die Lüfte. Zum Einsatz kommt hier eine Boeing 777-200CR und die darf möglichst keine großen Abweichungen von der Flugroute vornehmen oder gar einen zu weit entfernten Ersatzflughafen ansteuern. Die Reichweite dieses Flugzeugtyps beträgt nämlich nur 165 Kilometer mehr als die geplante Flugroute. Kostenpunkt für dieses Langstreckenerlebnis ist rund 950,- Euro aufwärts und kurios ist die Preisangabe, wenn man direkt bei Delta bucht. Angegeben wird der Preis in der Währung des Abfluglandes – wahlweise auch in Meilen.
Sydney – Dallas
Länge: 13.804 km
Qantas Airways fliegt mit einem Airbus 380 Platz eins der längsten Non-Stop Flüge sechs Mal die Woche die Strecke über den Pazifik mit 13804 Kilometern. Trotzdem heißt es früh buchen, mindestens vier Monate voraus. Wer dafür Restplätze ergattert, ist ab 570,- Euro in der Economy Class dabei. Wer in den 14 Stunden und 50 Minuten etwas komfortabler sitzen will, muss dafür bis zu 7400,- berappen – so viel kostet nämlich die First Class. Qantas ging übrigens gänzlich andere Wege als die Mitbewerber. Die Airline mit dem Känguru im Logo konfigurierte ihre Klassen so, dass Firstclass mit 14 Sitzen und Economy ins Unterdeck wanderten. Im Oberdeck tummeln sich bis zu 72 Businessclass Gäste sowie die der Premium-Economy. Überhaupt hat die australische Fluglinie, die übrigens die drittälteste der Welt ist und in ihrer Geschichte noch keinen Absturz mit Toten zu verzeichnen hatte, auf rund 20% der Sitze verzichtet, die in einem Airbus 380 möglich sind. An Unterhaltungsmöglichkeiten mangelt es an diesem Flug sicher nicht und sogar den Otto-Normal-Fluggästen in der Holzklasse stehen umfassende Film- und Musiksammlungen sowie vier Snackbars zur Verfügung.